Verdun

Verdun
Verdun
 
[vɛr'dœ̃], Name von geographischen Objekten:
 
 1) Verdun [englisch və'dʌn], Wohnvorstadt südlich von Montreal, Kanada, 61 300 Einwohner.
 
 2) Verdun-sur-Meuse [-syr 'møːz], Stadt im Département Meuse, Frankreich, an den Maashöhen in Lothringen, 20 700 Einwohner; katholischer Bischofssitz; Kriegs- und Städtisches Museum. Die ehemalige Festungsstadt hat heute bedeutenden Fremdenverkehr (ein besonderer Anziehungspunkt sind die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs um das Fort Douaumont); Textilindustrie, Herstellung von Süßwaren und Likör, Druckindustrie.
 
 
Die Zitadelle von Verdun besitzt mächtige Kasematten. Im Kern der alten Oberstadt im Wesentlichen romanische Kathedrale (1048-83 und Mitte des 12. Jahrhunderts) mit romanischem Löwentor (12. Jahrhundert) und spätgotischer Kreuzgang (15./16. Jahrhundert); Bischofspalais (18. Jahrhundert). Princerie (1525; Städtisches Museum). Links der Maas Barockrathaus (17. Jahrhundert; mit Kriegsmuseum); Reste der Stadtbefestigung (14. Jahrhundert).
 
 
Die keltische Gründung Verodunum (»starke Festung«), ursprünglich ein Oppidum auf dem linken Maasufer, wurde im 4. Jahrhundert Bischofssitz (1801-22 aufgehoben). Im Vertrag von Verdun wurde 843 das Fränkische Reich von den drei Söhnen Kaiser Ludwigs des Frommen aufgeteilt, wobei Verdun zunächst an das Mittelreich gelangte; es kam 880 zum Ostfränkischen Reich und gehörte somit später zum Heiligen Römischen Reich. Dank seiner günstigen Verkehrslage (Handelsweg im Zuge der Römerstraße Metz-Reims) seit den Karolingern ein bedeutender und wohlhabender Handelsplatz, wurde Verdun im 13. Jahrhundert Reichsstadt. Im Vertrag von Chambord (1552) wurde dem französischen König nach Eroberung von Stadt und Bistum das Reichsvikariat über Verdun übertragen, im Westfälischen Frieden 1648 wurde die Stadt schließlich an Frankreich abgetreten. Wegen seiner strategisch wichtigen Lage (Maasübergang) wurde es von Vauban zur starken Festung ausgebaut, erneut nach Räumung durch deutschen Truppen 1873.
 
Die Schlacht um Verdun (Februar bis Dezember 1916) war eine der bedeutendsten und verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs. Ausgelöst wurde sie durch die Entscheidung des Chefs des deutschen Generalstabes, General E. von Falkenhayn, Verdun zum Ziel einer begrenzten Angriffsoperation zu machen; in deren Verlauf sollte die französische Armeeführung gezwungen werden, für die Behauptung des aus französischer Sicht psychologisch und militärisch wichtigen Punktes immer neue Kräfte einzusetzen. Durch stärksten Artillerieeinsatz auf deutscher Seite glaubte Falkenhayn, hierbei das französische Heer zum »Verbluten« bringen zu können. Der von der 5. Armee unter dem deutschen Kronprinzen geführte Angriff begann am 21. 2. 1916 auf dem Frontabschnitt östlich der Maas. Nach anfänglichen Erfolgen (Einnahme von Fort Douaumont am 25. 2.) kam die Operation gegen stärker werdenden französischen Widerstand fast zum Stillstand, woran auch die Ausweitung des Angriffs auf den Abschnitt westlich der Maas am 6. 3. (Höhen »304« und »Toter Mann«) kaum noch etwas ändern konnte. Auf engstem Raum entwickelte sich eine Material- und Zermürbungsschlacht (»Hölle von Verdun«, u. a. Einsatz von rd. 29 Mio. deutschen und französischen Granaten); sie erreichte Anfang Juni ihren Höhepunkt (7. 6. Eroberung von Fort Vaux durch deutsche Truppen, die damit bis auf 4 km an die Stadt Verdun herankamen) und flaute erst nach Scheitern eines letzten deutschen Angriffs Mitte Juli ab. Ab Oktober eroberten die französischen Truppen einen Teil des Geländes zurück, darunter die Forts Douaumont (24. 10.) und Vaux (2. 11.). An Gefallenen, Vermissten, Verwundeten und Gefangenen verlor die deutsche Armee etwa 337 000, die französische Armee etwa 377 000 Mann.
 
 
G. Blond: V. (a. d. Frz., Neuausg. 1965);
 G. Werth: V. Die Schlacht u. der Mythos (Neuausg. 1990);
 G. Werth: 1916, Schlachtfeld V. Europas Trauma (1994);
 
La bataille de V., hg. v. C. Carlier u. G. Pedroncini (Paris 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Frankenreich im Zerfall: Reichsteilungen des 9. Jahrhunderts
 
Weltkrieg, Erster: Die militärische Dimension des Krieges
 
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Universal-Lexikon. 2012.

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